2023

Horse with no Name… auf einer ‘Kunstroute’ quer durch den sächsischen ländlichen Raum werden vom 22. – 25. Juni 2023 vier Ausstellungen an vier aufeinanderfolgenden Tagen in vier in Fahrradentfernung gelegenen Orten eröffnet.
Es entsteht eine Reise durch sächsische Transformationslandschaften zu Ausstellungen mit Arbeiten von Marthe Lallemand, Andrėja Šaltytė, Olaf Martens und Birte Bosse.
Beteiligt sind das „Berggut“ – ein ehemaliges Bauerngut in Altoschatz, das ehemalige „Kulturhaus“ in Nitzschka bei Wurzen, das „Weisshaus“, ein ehemaliges Tagebau-Umspannwerk am Hainer See sowie das „Transval“ - einer ehemaligen Lehmgrube bei Göhrenz nahe dem Kulkwitzer See.
Marthe Lallemand
Lallemand-e | die Deutsche (Akt 1: dedecus, décor)
Multimedia, Raumintervention
im Rahmen von Horse w/ No Name
Ausstellungsdauer 22.06.23 – 23.07.2023
Besichtigung vom 23.06. – 25.06.2023 14 - 18 Uhr
Finissage mit Artist Talk: So, 23.07.2023 15-19 Uhr
Laura Bierau im Gespräch mit Marthe Lallemand

Künstlergespräch zwischen Laura Bierau und Marthe Lallemand im Saal des Berggut Oschatz
Foto: Jirka Pfahl für Berggut Oschatz, 23.07.2023





Marthe Lallemand, Installationsansicht, 2023, Fotos: Stefan Schacher für Berggut Oschatz
Die französische Künstlerin Marthe Lallemand befindet sich am Anfang eines biografisch geprägten Kunstprojekts mit historischen Bezügen nach Nordsachsen. Das Berggut Oschatz lädt sie ein, ihre dazu entstandenen Arbeiten erstmalig in Form einer ortsspezifischen mixed-media Rauminstallation auszustellen. Die Vernissage findet im Rahmen der nichtkommerziellen Ausstellungsreihe “Horse with No Name” statt. Im Anschluss wird Marthe Lallemand ihre Recherche im Dokumentationszentrum „Elsterhorst“ vertiefen und das Berggut dabei als Referenzort für die künstlerische Verarbeitung nutzen. Zum Abschluss ihrer einmonatigen Recherchezeit wird Marthe Lallemand in einem öffentlichen Künstlergespräch über ihre bisherigen Ergebnisse berichten.
Ausgangspunkt ist die Geschichte von Marthe Lallemands Großvater, der 1940, mit 22 Jahren, als junger Offizier in der Schlacht von Sedan von Deutschen gefangen genommen und inhaftiert wurde. Er blieb fünf Jahre im Lager OFLAG IV D in der Nähe von Elsterheide/Hoyerswerda. Seine Erinnerungen an die Zeit der Gefangenschaft und die Erlebnisse in Sachsen hielt er notizenhaft auf einem Blatt Papier fest, mit Stationen in Hoyerswerda, Senftenberg, Riesa, Zeithain und Colditz. Fast 80 Jahre später, nachdem sie ihr Meisterschülerstudium an der Hochschule für Buchkunst und Grafik Leipzig (HGB) bereits begonnen hatte, erfuhr Marthe Lallemand erstmals von diesen Notizen und ihrer familiären Verbindung nach Sachsen. Eine Entdeckung, der sie nun künstlerisch nachspürt.
Das Projekt dient einerseits der Unterstützung der künstlerischen Recherche und Werksproduktion. Andererseits ist es ein Angebot an die Menschen in Oschatz und der Region (Nordsachsen), über die künstlerische Perspektive und die damit verbundene persönliche Geschichte der Künstlerin die eigene regionale Geschichte zu reflektieren und damit auch die historische Kontinuität eines gemeinsamen Miteinanders zwischen Frankreich und Deutschland. Der zeitgenössische, spielerische und feministische Blickwinkel der Künstlerin lädt zum offenen Diskurs ein, ohne Schuldzuweisungen oder Stereotype. Der Projekttitel „Lallemand-e“ meint nicht nur den Familiennamen, sondern ist gleichsam ein Wortspiel mit der ins Weibliche gegenderten Form - und bedeutet „die Deutsche“.
Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
